Ein Gespräch mit Julia Stering vom Verein kleine herzen 

NGOs vertreten gesellschaftliche Interessen, finanzieren sich durch Spenden und basieren auf ehrenamtlichem Engagement der Helfer:innen. Doch wie genau kommuniziert so ein Verein? Wie wirken sich aktuelle politische Spannungen auf die Arbeitweise und die Kommunikationsarbeit aus?

Ein authentischer Auftritt

kleine herzen organisiert sich als ein gemeinnütziger Verein, der benachteiligten Kindern in der Ukraine und Kambodscha eine bessere Zukunft ermöglichen will. Für den Verein ist der persönliche Austausch deswegen eines der wichtigsten Kommunikationsinstrumente. Viele potenzielle Spender:innen sind darüber hinaus primär auf sozialen Netzwerken anzutreffen. Hierbei ist es für den Verein besonders wichtig, ausschließlich authentische Inhalte zu kommunizieren. „Alles, was wir vermitteln, sind Wahrheiten. Man zieht sich keine Botschaften aus den Fingern und das macht die Kommunikationsarbeit für den Verein bis zu einem gewissen Grad auch leichter”, erläutert Stering.

Da ein Verein auf die Unterstützung der Öffentlichkeit angewiesen bleibt, ist auch die Emotionalisierung wesentlich. Das Einsetzen von Bild- und Videomaterialien kann eine Botschaft verstärken und greifbarer machen. Nichtsdestotrotz stehen die Persönlichkeitsrechte der Kinder an erster Stelle. Daher hat sich der Verein selbst strenge Auflagen, vor allem in Bezug auf den Identitätsschutz der Kinder, gegeben. Diese lauten beispielsweise: Ausschließlich Kinder zeigen, welche schon handlungsfähig sind und ihr Einverständnis selbst geben können oder bei kleineren Kindern, wenn die erziehungsberechtigten Betreuer:innen ausdrücklich zugestimmt haben.

Kommunikation in volatilen Zeiten

Als Verein, der bis vor einigen Monaten auch stark in Russland tätig war und weiterhin in der Ukraine tätig ist, hat sich die aktuelle Situation auch auf die Pressearbeit und -anfragen ausgewirkt. Das Interesse der Medien an dem Verein ist massiv gestiegen. Es gab sehr viele Presseanfragen zu den Evakuierungen von Kindergruppen, die durch kleine herzen organisiert wurden. Deshalb lag der Großteil der PR-Arbeit bei der Beantwortung dieser Fragen. Für spezielle Awareness-Kampagnen, reichen allerdings die Ressourcen des Vereins nicht. Diese würden Gelder benötigen, die für die  Betreuung der evakuierten Kinder dringend gebraucht werden. Die grundsätzlichen Agenden bleiben also auch in Kriegszeiten dieselben: Langzeit-Spender:innen behalten und neue akquirieren.

kleine herzen große Taten

Mit der Hilfe von Freiwilligen, Patenschaften und Bildungsprojekten wird sichergestellt, dass kein Kind vernachlässigt wird. „Wir haben Projekte in diversen Ländern, wo wir zum Beispiel auch helfen, Schulen auszustatten sowie jungen Familien zu unterstützen, die gerade einen Schicksalsschlag erlitten haben“, erläutert Julia Stering, Verantwortliche für Presse und Kommunikation des Vereins kleine herzen.  Der Verein selbst beschäftigt keine eigenen Mitarbeiter:innen, sondern hat lediglich eine Vereinsleiterin und eine Handvoll ehrenamtlicher Helfer:innen. „Ehrenamtliche Arbeit geschieht immer aus Liebe zum Menschen”, so Julia Stering. Die Kinder-Betreuungspersonen in der Ukraine sind Nonnen, welche sich um die Betreuung der Waisenhäuser kümmern. Seit Kurzem kümmert sich kleine herzen um Kinder eines ukrainischen Waisenhauses, das dem Verein vor Kriegsbeginn nicht bekannt war. Die Kinder, ihre Betreuerinnen und deren eigene Kinder wurden von kleine herzen nach Österreich evakuiert.

Weite Informationen über die Projekte des Vereins kleine herzen finden Sie auf der Website: https://www.kleineherzen.or.at/

Die Autorinnen

Manou Ilunga, Medea Karbus  und Raphaela Kordovsky sind Student:innen des Studiengangs Marketing & Kommunikation an der Fachhochschule St. Pölten.