Das Virus hat viele Bereiche der Geschäftswelt grundlegend verändert: Unternehmen unterschiedlichster Branchen und Größen bangen um ihre Existenz, viele haben bis heute mit schweren Folgen der Krise zu kämpfen. Wie bereits Charles Darwin prophezeite: „Anpassungsfähigkeit in Zeiten des Wandels erhöht die Überlebenschancen” – so kristallisierte sich auch die Kommunikationsbranche deutlich als einer der Gewinner der Pandemie heraus.

Auswirkungen auf das Geschäftsleben 

Während Abteilungen in vielen Unternehmen eher schrumpften oder ihre Mitarbeiter*innen in Kurzarbeit schicken mussten, ging es in den PR-Agenturen rund. Unternehmen erkannten durch Hürden und Unsicherheiten im Alltag vermehrt die Wichtigkeit von kommunikativer Begleitung und standfester Unterstützung. Durch die Corona-Krise wurde deutlich, wie wichtig eine permanente kommunikative Betreuung sein kann. Dadurch wurden sowohl das Vertrauen und die Beziehung zu den Kund*innen als auch zu den eigenen Mitarbeiter*innen verstärkt.  

Kommunikation- nach Innen und Außen 

Nicht nur die Nähe und Bindung zu Kund*innen eines Unternehmens sollten in Krisenzeiten im Fokus stehen. Besonders die Beziehungspflege zu Mitarbeiter*innen gewann während der Pandemie an Bedeutung. Dadurch ist kaum ein Bereich so im Mittelpunkt gestanden, wie die interne Kommunikation.

„Unternehmen bemühten sich noch stärker im Austausch mit ihren Mitarbeiter*innen zu stehen, Motivation zu geben, Aufstiegschancen zu bieten und Entwicklungsmöglichkeiten aufzuzeigen“, erklärt Eva Hubacek, Account Managerin bei Ketchum in Wien. Die große Kündigungswelle, die Anfang 2021 ihren Beginn genommen hat, hält weiterhin an und mitarbeiterorientierte Führungsstile sind wichtiger denn je. Eine Studie zeigt unter anderem, dass hochqualifizierte Arbeitnehmer:innen nicht nur Beförderungen und Gehaltserhöhungen fordern, sondern auch ein offenes Ohr ihrer Vorgesetzten. Vor allem während der verstärkten Homeoffice-Phasen ist ein enger Kontakt mit den Mitarbeiter*innen wichtig. Bereits kleine Maßnahmen, wie ein kurzer Anruf des Teamleads, um abzuklären wie es den Mitarbeiter*innen geht, können enorm viel Wertschätzung vermitteln.  

Der indirekte Zwang zur Digitalisierung  

Bei der Frage, wie sich ihr Arbeitsalltag seit Beginn der Pandemie verändert hat, antwortet Hubacek: „Die Corona-Krise brachte einen Digitalisierungsschub für viele Unternehmen. Auf einmal waren viele Dinge selbstverständlich, die zuvor die Ausnahme waren. Der Arbeitsalltag ist während der Pandemie flexibler geworden und diese Veränderungen halten weiterhin an.“ 

Es gab eine enorme IT-Aufrüstung auf Arbeitgeberseite, von der Hardware bis zur Software. In vielen Unternehmen wurde durch diese Digitalisierung Homeoffice mit Videocalls zu einem fixen Bestandteil im Arbeitsalltag: Auch Pressekonferenzen, Interviews und Weihnachtsfeiern fanden problemlos online statt.

Online Kommunikation ersetzt Face-to-Face-Kommunikation nicht 

Obwohl Online-Kommunikation vieles erleichtern kann, kann sie die Face-to-Face-Kommunikation nicht vollständig ersetzen. „Sehr vieles ist auch virtuell möglich, aber der Wert von persönlichem Zusammentreffen ist natürlich digital nicht ersetzbar”, meint Hubacek. Weiters ergänzt sie „Nachteile sind, dass die Interaktion nicht mehr ganz so einfach vorhanden ist, wie im persönlichen Austausch. Eine physische Präsenz im Büro, und das Beobachten und Lernen der Arbeitsweisen von erfahrenen Kolleg*innen oder ein spontaner Austausch, können für die berufliche Leistung vor allem von Berufseinsteiger*innen sehr hilfreich sein.“ 

Missverständnisse werden durch die Online-Kommunikation nicht zwangsläufig verstärkt. Diese entstehen vor allem dann, wenn zu wenig kommuniziert wird. Es ist wichtig unterschiedliche Herangehensweisen zu erkennen und sie zu analysieren. Sowohl online als auch physisch sollte auf Augenhöhe und empathisch kommuniziert werden. In vielen Fällen erweist sich jedoch ein kurzes Telefonat oder eine persönliche Kommunikation am einfachsten, um Missverständnissen vorzubeugen. 

Wertschätzung als Grundpfeiler der Mitarbeiter*innenbindung   

Wichtig bei der Umstellung auf Homeoffice ist die Mitarbeiter*innen bei einer ausgewogenen Work-Life-Balance zu unterstützen. Dadurch wird ihnen der eigene Beitrag zum Gesamtwert des Unternehmens vermittelt. Einen Sinn hinter ihrer Arbeit zu erkennen, ist bei vielen von großer Bedeutung. Dieser sollte vom Unternehmen an die Mitarbeiter*innen weitergegeben werden.  

Bei Ketchum sollen beispielsweise Mitarbeiter*innen-Events, vom Montagsfrühstück, über „Speed Dating“ bis hin zum Pub-Quiz, dazu motivieren ins Büro zu kommen. Gleichzeitig soll durch solche Maßnahmen das Team-Gefühl gestärkt werden. So können Kolleg*innen und Führungskräfte zusammenkommen, sich austauschen und eine Bindung zum Unternehmen aufbauen. Allem voran steht allerdings, dass die Wertschätzung von den Führungskräften den Mitarbeiter*innen offen und auch abseits von regelmäßigen Mitarbeitergesprächen kommuniziert wird.  

Die moderne Form des Employer Brandings

Das beste Marketing zur Rekrutierung neuer Mitarbeiter*innen ist, wenn die eigenen Angestellten positiv über ihren Arbeitsalltag im Unternehmen berichten. Sie geben glaubwürdige Einblicke in die Erfolge und stärken die Vertrauenswürdigkeit des Employer Brandings in den Augen potenzieller Arbeitnehmer*innen. Die Bedeutung sozialer Medien hat in diesem Bereich stark zugenommen. So spielt beispielsweise die Netzwerk-Plattform LinkedIn eine sehr wichtige Rolle zur Einbindung von Mitarbeiter*innen. Mittels eines eigenen „Employee Ambassador Programms“ werden Angestellte regelmäßig zum Posten mit Referenz auf den Arbeitgeber animiert. Da jede/r Mitarbeiter*in im Durchschnitt 338 Facebook Freunde and 400 LinkedIn Kontakte hat, werden neue Kontaktkreise erreicht und geteilte Informationen haben eine neue breite Reichweite. Diese Form des Beziehungsaufbaus hat sich nicht nur in Coronazeiten bewährt, sondern bringt auch weiterhin positive Resonanz.

Letztlich haben viel erfolgreiche PR-Agenturen die Pandemie genutzt, um bestehende Arbeitsweisen umzudenken, digitaler zu gestalten und neue Wege zu finden. Damit haben sie ihre Anpassungsfähigkeit mehr denn je unter Beweis gestellt.

Die Autorinnen

Karoline Traunmüller, Sophia Marchetti und Klara Schulmeister sind Student:innen des Studiengangs Marketing & Kommunikation an der Fachhochschule St. Pölten.